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Xian – Die Stadt ohne Himmel

Mit dem Taxi ging es also zur West Railway Station in Peking. Wir hatten zwar kleine Bedenken, rechtzeitig am Bahnhof anzukommen, weil der Verkehr zur Rush-hour in Beijing wirklich der Horror ist, haben es aber schließlich doch noch rechtzeitig geschafft. Nach einem kurzen Stop im KFC, den es nur selten gibt (haha, nur jede 2. Kreuzung) machten wir uns auf dem Weg zu unserem Gleis.
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Wir haben einen Nachtzug mit einem 4-Bett Abteil gebucht und hatten wirklich super Glück mit unseren Roommates! Wir haben in den letzten Tagen wirklich sehr sehr wenige Chinesen getroffen, die Englisch wirklich beherrschten, umso glücklicher waren wir, auf eine chinesische Studentin zu treffen, die an der Duke University (USA) studiert. Wir unterhielten uns mehrere Stunden über dies und das und verstanden uns auf Anhieb. Eigentlich wollte sie die Zeit in Xian nur bei ihren Eltern verbringen, da sie nur einpaar Tage zu Hause verbringen wollte, entschloss sich dann bei der Ankunft dann doch dafür, sich mit uns am Nachmittag zu treffen 😀
Es ging ins Hostel, Check-In, von da aus dann zur Wild Goose Pagoda, einem riesigen buddhistischen Tempel mit Turm. Von dort aus könnte man die gesamte Stadt Xian überblicken, hätte Xian einen Himmel 🙂 In Xian ist es wirklich noch krasser als in Peking! Der Smog ist überall und trotz Sonnenschein und wolkenlosem Himmel konnte man nur grau und grau und vorallem grau sehen!
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Danach trafen wir uns mit Lei (die süße Chinesin aus dem Zug). Sie zeigte uns die alten Gassen mit verschiedensten Händlern und das muslimische Viertel, wofür Xian auch bekannt ist. Wir haben zum ersten Mal richtig viele Chinesen mit Kopftuch gesehen ( und die pilgern WIRKLICH nach Mekka). Krass!
Danach begann unser Fressmarathon! Es war wirklich bemerkenswert, wie sie darauf bestand, dass wir jede einzelne Speise der Straßenstände probierten, vor allem, dass sie uns jedes Mal eingeladen hat. Unser Geld wollte sie nach langen Diskussionen einfach nicht annehmen „Locals usually treat the visitors“. Wir lernten ihren Grundsatz kennen „just one bite!!“. Damit wollte sie sagen, dass wir von jedem etwas probieren sollen, den Rest können wir wegwerfen. Krass!
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Nach dem Halbmarathon durch die Fressmeile lud sie uns im Anschluss ein, mit ihren Eltern essen zu gehen. „The furniture is really crappy but the food is really original Xian and really tasty!“ (Die Ausstattung ist wirklich grässlich, aber das Essen ist traditionell und wirklich gut!)
Da konnten wir ja nicht nein sagen!
Das Restaurant sah von außen aus wie ein Hotel, nein es war ein Hotel und als wir im 1. Stock durch die Tür ins Luxus-Restaurant eintraten, haben wir einfach nur noch gelacht 😀
Wir fühlten uns underdressed und unwohl. Aber nur kurz. Sie sagte, es wäre gar kein Problem.
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Die Eltern waren noch nicht da, und sie bestellte schonmal für die Runde. Was sie wirklich bestellte, wussten wir nicht, chinesisch lernen wir leider nicht in 4 Tagen. Bei einem gemütlichen Gänseblümchen Tee warteten wir dann auf die Eltern (ihr Vater war anscheinend ein Neurochirurg in Xian, arbeitete für das chinesische Militär und auch er sprach fließend Englisch uns sogar ein wenig Französisch).
Es war eine etwas eigenartige Situation für uns beide, denn wir wussten noch nicht so richtig, wie wir uns verhalten sollten (z.B. wir man höflich begrüßt).

Als sie dann schließlich da waren kam der Vater mit einer halbgefüllten Wasserflasche. Der Inhalt stellte sich dann schließlich als chinesischer Wodka (Weizenschnaps mit 51% Vol.) heraus. Diesen bot er uns direkt an, was wir natürlich nicht ablehnen konnten 🙂
Dann kamen endlich die Speisen. Erst 3, dann 5, am Ende war der große Rundtisch komplett mit Tellern bedeckt. Uns wurde sofort alles angeboten, ein nein akzeptierten sie nicht, es gilt auch bei den Eltern die Regel „just one bite!“ Wir probierten uns also durch alle Teller und waren total begeistert über die traditionellen Gerichte aus Xian. Vor allem die teigüberzogenen, anschließend frittierten Hähnchenfilets in Orangen-Süßsauersoße haben mich begeistert! Aber auch Kürbis in Blätterteig, knusprig gebratenes Huhn oder die Lobster(Hummer)-Bällchen, bei denen man zuerst den Saft im Innern mit einem kleinen Strohalm trinkt waren wirklich vorzüglich 😀 Während des gesamten Essens konnten wir uns gut mit ihnen unterhalten, ihn interessierte sogar die derzeitigen Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland sowie der geschichtliche Hintergrund der Auswanderung Michis Eltern aus Vietnam.

Der Vater spendierte uns alles wie selbstverständlich, wir konnten nur noch Dankeschön sagen. Danach hat er uns sogar noch zur größten Licht-Wassershow ganz Asiens gefahren und wir haben uns von der Familie sehr herzlich verabschiedet.
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Anschließend warteten wir ca. 1 Stunde auf die große Show. Mit klassischer Musik begann das Spektakel schließlich, welches sich über 40 Minuten zog. Dabei wurden abwechselnd deutsche klassische Musik und chinesische traditionelle Orchesterstücke präsentiert.

Danach ging es zurück ins Hostel, wo wir nun sitzen.

FAZIT: Ein spannender, interessanter Tag geht zu Ende. Wir bekamen einen Einblick in das Leben einer wohlhabenderen Familie in China, die uns wie Freunde behandelten. So eine Herzlichkeit hätten wir nieeee erwartet.

Folgt dem Löwen 😀